Etwa 220 Kilogramm Verpackungsmüll produziert jeder Deutsche im Jahr – beim Großteil davon handelt es sich um Kunststoffe wie Shampoo-Verpackungen, Joghurt-Becher oder Plastiktüten. Da Plastik nicht vollständig abgebaut werden kann, verschmutzt es die Umwelt, gefährdet das Leben von Tieren und landet sogar in Form von Mikroplastik in der Nahrung. Gründe genug, den eigenen Plastikkonsum zu reduzieren. Doch wie sieht ein Leben ohne Plastik konkret aus? Unser Beitrag gibt wichtige Tipps für die Umsetzung eines plastikfreien Alltags und zeigt Ihnen viele gute Alternativen zu Plastik auf.
Eines vorweg: Ein komplett plastikfreies Leben ist so gut wie unmöglich, da es auch bedeuten würde, auf nahezu sämtliche elektronischen Geräte verzichten zu müssen. Stattdessen geht es bei dem nachhaltigen Ansatz darum, den Verbrauch von Kunststoffen im Alltag deutlich zu reduzieren, sodass Sie (fast) plastikfrei leben können. Entscheidend sind hier zwei Ansätze, die in der Regel kombiniert miteinander den Schritt in ein plastikfreies Leben ermöglichen:
Der erste Ansatz lässt sich beispielsweise dadurch umsetzen, indem Sie zu unverpackten Waren im Supermarkt greifen und beispielsweise beim Obst- und Gemüsekauf Ihr eigenes Netz mitbringen. Da das nicht immer möglich ist, empfiehlt es sich, ergänzend dazu auf Wochenmärkten oder in Unverpackt-Läden einzukaufen.
Auch beim zweiten Ansatz geht es um die Vermeidung von Plastik. Ziel ist es, essenzielle Dinge, die üblicherweise aus Kunststoff bestehen, durch plastikfreie und nachhaltige Alternativen zu ersetzen. Verwendete Materialien sind hier Holz, Aluminium oder Papier.
In der Theorie kann Plastik niemals vollständig abgebaut, sondern nur recycelt werden. Allerdings wird nur ein kleiner Teil des Verpackungsmülls in den Recycle-Kreislauf eingeführt, der Rest wird verbrannt oder landet in der Umwelt. Die Zersetzung einer Plastikflasche, die in das Meer geworfen wird, dauert etwa 450 Jahre. Dabei löst sie sich nicht vollständig auf, sondern zerfällt in kleine Plastikartikel, genannt Mikroplastik. Dieses wird durch die Nahrung von Tieren wie beispielsweise Fischen aufgenommen, wodurch es beim Verzehr auch in unsere Nahrung gelangt.
Wir verraten Ihnen einfache Tipps für einen Alltag mit weniger Plastik.
Im Bad und bei der Körperpflege lassen sich viele konventionelle Produkte durch plastikfreie Alternativen ersetzen. So eignet sich beispielsweise anstatt eines Seifenspenders aus Kunststoff beziehungsweise Flüssigseife aus der Vorratspackung die Verwendung von Stückseife. Dese ist in der Regel ohne Plastikverpackung erhältlich und nur mit einer einfachen Papierbanderole versehen.
Auch für das Waschen von Körper und Haaren unter der Dusche können Sie feste Seife verwenden: Haarseife hält nicht nur für mehrere Haarwäschen als konventionelles Shampoo, sondern kommt ebenfalls ganz ohne Plastikverpackung aus. Aleppo Seife kann ebenfalls für das Waschen der Haare und die Körperpflege eingesetzt werden. Bei der Rasur – egal ob Körper oder Gesicht – sollten Sie auf Rasierseife als plastikfreie Alternative zu dem klassischen Rasierschaum in der Dose setzen.
Auch im Bereich der Damenhygiene gibt es viele sinnvolle Produkte, die plastikhaltige Binden und Tampons ersetzen. Bio-Tampons bestehen aus 100 Prozent Baumwolle und sind eine gute Alternative zu herkömmlichen Produkten. Wer gänzlich während seiner Periode im Sinne von Zero Waste Müll vermeiden möchte, kann auch zu Menstruationstassen und Stoffbinden greifen, die sich problemlos waschen lassen.
Auch Produkte wie Hand-Zahnbürsten, die nur eine kurze Lebenszeit haben, lassen sich durch plastikfreie Alternativen ersetzen: Die Bambuszahnbürste besteht aus nachwachsenden, pflanzlichen Bestandteilen.
Plastikfrei leben im Badezimmer: Konventionelle Produkte und die Alternativen
Plastikseifenspender | Stückseife |
Zahnbürste | Bambuszahnbürste |
Shampooflasche | Haarseife/Aleppo Seife |
Duschgel | Körperseife/Aleppo Seife |
Zahnpasta | Selbstgemachte Zahnpasta im Schraubglas oder Zahnputztabletten |
Tampons und Binden | Baumwoll-Tampons/Menstruationstasse |
Binden | Stoffbinden |
Einwegrasierer | Rasierhobel aus Holz |
Rasierschaum | Rasierseife |
Waschgele/Peelings | Selbstgemachtes Peeling, z. B. Kaffee im Schraubglas |
Wattepads | Stoff-Wattepads |
Wattestäbchen | Wattestäbchen aus Bambus |
Taschentücher | Stofftaschentücher |
Tagescreme (Tube) | Tagescreme (Tiegel) |
Kamm und Haarbürste (Plastik) | Holzkamm oder -bürste |
Nutzen Sie auch die Möglichkeiten eines Unverpackt-Ladens. Hier erhalten Sie nicht nur Nudeln, Reis und Co. gänzlich ohne Plastikverpackung, sondern auch Hygieneartikel wie Toilettenpapier.
Unterwegs fällt es vielen Menschen sehr schwer, den Plastikkonsum zu unterbinden. Egal ob der schnelle Kaffee to go oder das belegte Sandwich aus dem Supermarkt: Fast alle Produkte, die Sie unterwegs konsumieren, sind in irgendeiner Art und Weise in Plastik verpackt. Plastikfrei unterwegs zu sein, erfordert deswegen etwas Vorbereitung. Egal, ob Arbeit, Shoppen oder Uni: Wir zeigen Ihnen, wie Sie auch unterwegs die Verwendung von Plastik vermeiden können.
Diese fünf Tipps können Sie sofort umsetzen:
Auch im Haushalt können Sie ganz einfach plastikfrei leben. Verzichten Sie auf die Anschaffung neuer Aufbewahrungsboxen aus Kunststoff, sondern entscheiden Sie sich für alte Marmeladen- und Einmachgläser, wenn Sie lose gekaufte Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Linsen luftdicht in der Vorratskammer verstauen möchten. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie sofort alle Aufbewahrungsdosen aus Kunststoff entsorgen und ersetzen sollten!
Auch Gefrierbeutel sind in einem plastikfreien Haushalt überflüssig: Wenn zu viel gekocht wurde, sollten Sie das Essen nicht wegwerfen, sondern einfrieren. Verwenden Sie dazu keine Gefrierbeutel, sondern nutzen Sie Aufbewahrungsboxen oder leere Schraubgläser dafür. Letztere sollten nur zu etwa zwei Dritteln befüllt werden, damit Sie beim Einfrieren nicht platzen. Übrig gebliebenes Brot hält sich im Brotbeutel für einige Tage in der Tiefkühltruhe frisch.
Alufolie und Frischhaltefolie können Sie durch Bienenwachstücher ersetzen. Wer vegan lebt, findet auch Varianten, die keinen echten Bienenwachs enthalten.
Plastikfrei aufbewahren: Konventionelle Produkte und die Alternativen
Alufolie | Bienenwachstücher |
Frischhaltefolie | Bienenwachstücher |
Gefrierbeutel | Gläser, Dosen oder Boxen |
Die meisten Menschen benutzen in ihrer Küche sehr viele Plastikprodukte. Doch auch hier gibt es viele Alternativen zu herkömmlichen Produkten. Beim Kochen gilt beispielsweise in erster Linie: Wer Lebensmittel frisch zubereitet, anstatt zu Fertigprodukten zu greifen, reduziert damit automatisch seinen Plastikverbrauch. Es lohnt sich auch, Pflanzen wie Kräuter, Tomaten oder Zucchini selbst anzubauen – dafür ist selbst auf Fensterbänken und kleinen Balkonen in der Regel ausreichend Platz.
Wichtig ist auch der Verzicht auf konventionelle Kaffeekapseln: Zwar bestehen diese häufig aus Aluminium, welches teilweise recycelt werden kann, dennoch wird dadurch sehr viel Müll produziert. Umweltfreundlicher sind hier kompostierbare Kaffeekapseln oder im besten Fall herkömmlicher Filterkaffee beziehungsweise eine French Press.
Wer möglichst plastikfrei leben möchte, sollte auch bei großen Partys auf Einweggeschirr aus dünnem Kunststoff verzichten. Wer nicht genug Teller hat, kann beispielsweise Fingerfood anbieten oder die Gäste bitten, einen eigenen Teller mitzubringen. Das gleiche gilt für Besteck und Trinkgefäße wie Becher oder Sektgläser.
Ohne Plastik kochen und essen
Fertiggericht | Frisch gekocht |
Kaffeekapseln | Handgebrühter Kaffeee, beispielsweise aus der French Press |
Getränke aus PET-Plastikflaschen | Getränke aus Glasflaschen oder Leitungswasser und Sodastream |
Einfrieren in Gefrierbeutel | Einfrieren in Aufbewahrungsboxen, Schraubgläsern oder Baumwollbeutel |
Einweggeschirr | Porzellangeschirr |
Einwegbesteck | Edelstahlbesteck |
Plastikstrohhalme | Strohhalme aus Glas, Bambus oder Edelstahl |
Backpapier | Plastikfreies Backpapier oder Dauerback-Matte |
Plastikbretter | Bambusbretter |
Auch beim Putzen und Waschen lässt sich eine große Menge Plastik einsparen. Problematisch bei den meisten Reinigern sind nicht nur die enthaltenen Bestandteile, sondern vor allem die Plastikverpackung. Wer das vermeiden möchte, sollte dazu übergehen, Reiniger und Waschmittel selbst herzustellen. Ein effektives Spülmittel lässt sich ganz einfach aus je einem Teelöffel Natron und Soda vermischt mit 150 Millilitern Wasser und etwas ätherischem Öl zusammenmischen.
Auch in konventionellem Waschmittel findet sich in vielen Fällen Mikroplastik, sodass Sie hier Alternativen suchen sollten. Auf die Verwendung von Weichspüler verzichten die meisten Menschen, die sich für ein plastikfreies Leben entschieden haben, komplett.
Plastikfrei putzen, spülen und waschen
Waschmittel | Waschnüsse, Waschmittel selbst machen |
Spülmittel | Selbstgemachtes Spülmittel |
Kalkreiniger | Essig |
Küchenpapier | Bambus-Küchenrollen, Stofftücher |
Weichspüler | --- |
Auch beim Lebensmittel- und Kleidungseinkauf lässt sich mit etwas Vorbereitung jede Menge Plastik sparen.
Wir geben Ihnen Tipps für das plastikfreie Einkaufen:
Feste Kunststoffe, die beispielsweise für Aufbewahrungsboxen verwendet werden, haben durchaus Vorteile. Sie sind hitzebeständig, lebensmittelecht und eignen sich zum Einfrieren. Deswegen sollten Sie bereits vorhandene Kunststoffbehälter nicht entsorgen, nachhaltiger ist es, diese zu nutzen, bis sie kaputt sind. Bei Neuanschaffungen sollten Sie jedoch darauf achten, dass die gewählten Produkte aus Holz oder Aluminium gefertigt sind.
Wer ein plastikfreies Leben führt, versucht den Konsum und Verbrauch von Plastik in allen Lebensbereichen zu minimieren – egal ob im Badezimmer, beim Kochen oder bei der Anschaffung neuer Kleidung. Hierfür werden zwei Ansätze verfolgt:
Hilfreich zu Beginn ist es, sich vor Augen zu führen, wie viel Plastik Sie verbrauchen. So können Sie beispielsweise den wöchentlichen Verbrauch probeweise einmal wiegen und sich dann ein konkretes Ziel setzen – beispielsweise die Reduzierung des Verbrauchs um die Hälfte. Die Wandlung zu einem (fast) vollständig plastikfreien Leben ist normalerweise nicht von einem auf den anderen Tag möglich, weil es wenig Sinn macht, sofort sämtliche Kunststoff-Produkte zu verbannen und wegzuschmeißen. Besser ist hingegen eine Schritt-für-Schritt-Umsetzung: Nehmen Sie sich beispielsweise zu Beginn vor, nur noch unverpacktes Obst und Gemüse zu kaufen und auf die Plastiktüte im Supermarkt zu verzichten. Nach und nach sollte dann die Umstellung auf alternative nachhaltige Produkte erfolgen.
Viele assoziieren einen plastikfreien Lebensstil mit hohen Kosten und viel Aufwand. Es stimmt zwar, dass die ersten Schritte in einen Alltag ohne Plastik mit einigen Recherchen nach den geeigneten Alternativen verbunden sind, im Laufe der Zeit minimiert sich der Aufwand jedoch deutlich. Auch wenn Produkte aus Holz oder Bambus häufig etwas teurer sind als das plastikhaltige Äquivalent, resultieren dadurch nicht zwangsläufig höhere Kosten: Oftmals lassen sich solche Produkte wesentlich länger nutzen, sodass sich der höhere Anschaffungspreis amortisiert.
Plastikfrei leben bedeutet nicht, alle Produkte aus Kunststoff aus dem Alltag zu verbannen. Stattdessen geht es in den Ansätzen darum, vermehrt zu unverpackten Waren zu greifen und sich, anstatt für Produkte aus Plastik, für nachhaltige und langlebige Alternativen beispielsweise aus Holz zu entscheiden. Ziel ist eine drastische Reduzierung von Plastik- und Verpackungsmüll.
Wer Nachwuchs bekommt, fragt sich vielleicht, wie er Kinder und ein plastikfreies Leben miteinander vereinen kann. Viel Plastik können Sie sparen, wenn Sie sich anstatt für Einwegwindeln für nachhaltige Stoffwindeln entscheiden und auf Stillhilfen aus Baumwolle setzen. Wird Ihr Säugling älter, sollten Sie verstärkt darauf achten, Holzspielzeug anzuschaffen und auch der Verwandtschaft mitteilen, dass Sie kein Plastikspielzeug für Ihr Kind wünschen. Auch im Bereich der Kinderernährung können Sie viele konventionelle Produkte ersetzen. Verzichten Sie beispielsweise darauf, Ihr Kind mit Quetschies zu füttern, sondern setzen Sie auf wiederverwendbare Quetschbeutel, die Sie selbst mit Obstbrei füllen. Wenn es doch mal schnell gehen muss, ist auch Babybrei aus dem Glas eine gute Wahl. Älteren Kindern, die bereits in den Kindergarten oder die Schule gehen, sollten Sie keine Plastikbrotdosen, sondern Varianten aus Aluminium oder Edelstahl mitgeben. Ähnliches gilt auch für Kinderbesteck.
Welche Auswirkungen Mikroplastik auf den menschlichen Körper genau hat, ist noch nicht ausreichend evaluiert und aktueller Gegenstand der Forschung. Fakt ist jedoch, dass bereits das Vorhandensein von Mikroplastik im Körper von Menschen nachgewiesen wurde, die dieses vornehmlich über die Nahrung aufgenommen haben. Dabei haben Forscher den Verdacht, dass nicht nur Mikroplastik an sich schädlich sein könnte, sondern sich auf den kleinen Kunststoffpartikeln vermehrt Schadstoffe und Bakterien ansammeln können.
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